Wann erhält Essen eine neue Radstation in Hauptbahnhofnähe?
Im November 2021 hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen die Verwaltung damit beauftragt Möglichkeiten für ein Fahrradparkhaus bzw. eine Radstation in unmittelbarer Nähe zum Essener Hauptbahnhof zu prüfen.
Die bisherige Radstation am Hauptbahnhof ist mittlerweile in die Jahre gekommen - wurde sie doch immerhin schon am 18. September 1999 als damals 18. Radstation des Aktionsprogramms "100 Fahrradstationen in NRW" eröffnet. Weder die lediglich 245 Stellplätze noch die fehlende 24/7-Verfügbarkeit sind noch zeitgemäß, ausgebremst werden Services wir Fahrradreperaturen direkt vor Ort duch Verbote seitens des Bahnhofsmanagements - diese werden zwar angeboten, erfordern jedoch einen Transfer des Kundenrades zur Werkstatt der "Neuen Arbeit" an der Langemarkstraße.
Da eine Erweiterung am momentanen Standort nicht möglich ist, ist es naheliegend eine Fläche für einen Neubau im unmittelbaren Bahnhofsumfeld zu suchen.
Ein 2020 ins Gespräch gebrachter Standort im Untergeschoss der Theaterpassage sahen sowohl CDU, GRÜNE aber auch der ADFC Essen kritisch, ist dieser Standort doch zu weit vom Hauptbahnhof entfernt um für Pendler attraktiv zu sein, daher beschränkte sich die aktuelle Standortsuche auf einen Radius von 300 Meter um den Hauptbahnhof damit der Umstieg vom Fahrrad auf den Schienenverkehr oder umgekehrt attraktiv wird.
Hierzu Ulrich Beul, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion:
Das Umsteigen vom Rad auf ein anderes Verkehrsmittel muss in der Essener Innenstadt so attraktiv und bequem wie möglich gestaltet werden. Neben der unmittelbaren Nähe zum Hauptbahnhof gehören für mich auch Services wie ein Fahrradverleih sowie Wartungs- und Reparaturangebote dazu.
Dazu ergänzt Stephan Neumann, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion der Grünen:
Wir wollen Radfahrerinnen und Radfahrern ein uneingeschränktes und ganzjähriges Angebot rund um die Uhr, sieben Tage die Woche in direkter Nähe zum Hauptbahnhof bieten. Nur mit einer reibungslosen Verknüpfung von verschiedenen Verkehrsmitteln können wir einen Radfahreranteil von 25 Prozent am Modal Split erreichen. Essens Bürgerinnen und Bürger müssen dafür die Möglichkeit einer sicheren und attraktiven Abstellmöglichkeit für ihr Rad haben.
Die Verwaltung hat daraufhin nach verfügbaren Flächen gesucht und auch mit Inhabern Gespräche geführt.
Ideal von Lage und Größe wär sicherlich das Untergeschoß der ehemaligen Kaufhof-Filiale, dieses Gebäude wird jedoch aktuell zum Königshof umgebaut und die Flächen sind bereits anderweitig verplant. Auch direkt im oder unter dem Bahnhof stehen leider aktuell weder seitens der Deutschen Bahn noch seitens der Ruhrbahn entsprechende Flächen zur Verfügung.
Nun rückten zwei Flächen in den Fokus, bei denen es sich um perspektivische Entwicklungsflächen der Deutschen Bahn AG handelt und die nun, nach der heutigen (18.08.) Zustimmung des Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen durch die Stadtverwaltung und unter Mitwirkung der Deutsche Bahn AG weiterverfolgt werden sollen. Dabei handelt es sich um eine Fläche in der Hachestraße, im Bereich des Parkplatzes, der sich zwischen der Selmastraße und der Straße An der Reichsbank befindet, sowie eine Fläche auf der Hollestraße, gegenüber dem Gildehof. Darüber hinaus sprach sich der Ausschuss dafür aus, dass die Stadtverwaltung auch die Errichtung von Fahrradabstellanlagen im Parkhaus südlich des Hauptbahnhofes weiterverfolgen soll – ebenfalls unter Mitwirkung der Deutsche Bahn AG.
Parkhaus südlichen des Hauptbahnhofs
Bereits Ende 2021 hatte sich die Stadtverwaltung an den Verwalter des südlich vom Hauptbahnhof gelegenen Parkhauses gewandt, um sich über die Installation von Fahrradstellplätzen im Erdgeschoss auszutauschen. Die Deutsche Bahn AG – DB Park AG, als übergeordnete Ebene der Parkhausverwaltung, interessiert sich im Ergebnis für die Nutzung von Parkhausflächen als Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Deshalb laufen in diesem Zusammenhang bereits aktuell Gespräche. Eine mögliche Lösung wäre dabei aber voraussichtlich mit hohen Investitionskosten verbunden. Einem möglicherweise vollautomatisierten Fahrradparkhaus auf dem Deckel des A40-Tunnels an der Freiheit stand die Politik eher skeptisch und ablehnend entgegen.
Flächen an der Hachestraße und Hollestraße
Da für die beiden Flächen in der Hachestraße und Hollestraße die Deutsche Bahn AG zuständig ist, erfolgte durch die Stadtverwaltung hierzu im Januar eine schriftliche Anfrage bei der zuständigen Stelle. Aus der Beantwortung ging hervor, dass beide Flächen aufgrund interner Planungen der Deutschen Bahn AG kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren voraussichtlich erforderliche Sanierungsarbeiten an den Brücken der DB Netz AG und DB Station & Service AG anstehen, erstellt die Hauptverwaltung der DB Station & Service AG derzeit eine Machbarkeitsstudie für den Essener Hauptbahnhof und sein Umfeld.
Im Rahmen eines gemeinsamen Termins zwischen DB Station & Service, Ruhrbahn und Stadtverwaltung, bei dem es um laufende und geplante Bautätigkeiten im Umfeld des Hauptbahnhofs ging, unter anderem auch den Baubeginn der CITYBAHN, wurde die Thematik einer Radstation bzw. eines Fahrradparkhauses noch einmal thematisiert.
Da die DB Netz AG als Tochterunternehmen der Deutschen Bahn in Zukunft bundesweit das Ziel verfolgt, ihre Bahnhöfe zu "Drehscheiben der Mobilität" zu entwickeln, wurde von dieser Seite bestätigt, dass dabei auch ein Standort für eine Radstation berücksichtigt werden soll. Die DB Station & Service AG plant ihre Machbarkeitsstudie für den Standort Essen bis Januar 2023 abzuschließen. Demnach könnte im kommenden Jahr eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung für die konkrete Entwicklung des Fahrradparkens fokussiert werden.
Vorläufiges Fazit: Selbst wenn es positiv läuft, dürfte es demnach jedoch noch einige Jahre dauern bis Essen über eine neue Radstation verfügen wird.
Die Idee stammt aus den Niederlanden. Hier gibt es an rund 100 Bahnhöfen bewachte Fahrradstationen. Dort steht das Fahrrad sicher und witterungsgeschützt. Darüber hinaus gibt es Fahrraddienstleistungen wie Mieträder, Reparaturen und oftmals auch das Sortiment eines kleinen Fahrradladens.
100 Fahrradstationen in NRW – eine Idee wird Programm
Inspiriert vom niederländischen Vorbild gelang es dem ADFC NRW 1995 die Regierungskoalitionspartner davon zu überzeugen, ein Programm zur Errichtung von 100 Fahrradstationen aufzulegen, entspricht doch NRW nach Fläche und Bevölkerungszahl ziemlich genau den Niederlanden.
Im Auftrag des Landes betrieb der ADFC NRW acht Jahre lang die Entwicklungsagentur für Fahrradstationen. Mit Planungsentwürfen, Betriebskonzepten, Potenzialabschätzungen und vielen anderen Fachdienstleistungen hat die Entwicklungsagentur das Programm 100 Fahrradstationen in NRW kräftig angeschoben. Die Entwicklungsagentur und das Förderprogramm haben dafür gesorgt, dass es in NRW inzwischen rund 70 Fahrradstationen gibt; das sind etwa zwei Drittel aller Fahrradstationen in Deutschland. Das Förderprogramm läuft noch heute und übernimmt den größeren Teil der Herstellungskosten neuer Fahrradstationen.
Die geschützte Wort-/Bildmarke „Radstation“ ist beim Deutschen Patent- und Markenamt unter der Nummer 397 46 268.9 eingetragen und ist Eigentum des ADFC NRW. Fahrradstationen, die die Mindestanforderungen erfüllen, können eine Lizenz zur Nutzung der Marke erhalten. Bedingung ist der Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung mit dem Markeninhaber ADFC NRW. Für die Lizenz werden keine Nutzungsgebühren erhoben. Nähere Auskünfte erteilt die ADFC NRW Landesgeschäftsstelle unter der E-Mailadresse info [at] adfc-nrw.de.