Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Essen e. V.

Zweites Ghostbike in Essen aufgestellt

Am 17.05.20 verunglückte in Essen eine Radlerin an der Einmündung Bocholder Straße / Altendorfer Straße tödlich. Eine Woche nach dem tragischen Unglück haben Radfahraktivisten von VeloCityRuhr, ADFC, EFI sowie Critical Mass ein GhostBike aufgestellt.

Große Anteilnahme bei der Aufstellung des Ghostbikes © ADFC Essen / Jörg Brinkmann

Die vollständig in weiß gehaltenen Räder werden seit etlichen Jahren weltweit immer an den Orten aufgestellt, an denen Radfahrer tödlich verunglückt sind. Sie sollen an die Unfallopfer erinnern und mahnen. In Essen handelt es sich nach dem Unfall am Bismarckplatz vor drei Jahren um das zweite GhostBike.

Das im Stadtteil Bochold aufgestellte GhostBike soll an die bei dem Zusammenprall mit dem Auto tödlich verletzte 62-jährige Radlerin, die als Lehrerin am Gymnasium Borbeck tätig gewesen war, erinnern. Überwältigend groß war die Anteilnahme, gut 300 Menschen haben an der Aufstellung teilgenommen. Es war sehr bewegend, wie die vielen Schüler, Eltern und Lehrer, aber auch viele weitere Anwesende das GhostBike mit Blumen und Kerzen geschmückt und mit einer Schweigeminute an die Lehrerin gedacht haben.

Offiziell gilt der Unfallhergang nach wie vor als ungeklärt. Fakt ist, dass die an dem Unfall beteiligte Autofahrerin aus einer sogenannten freigeführten Rechtsabbiege­spur gekommen ist. Derartige Fahrspuren leiten Autofahrer ohne große Behinderun­gen an ampelgesteuerten Kreuzungen und Einmündungen vorbei. Sie sind oftmals vom Kurvenradius so gehalten, dass sie mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit befahren werden können. Das mag aus Autofahrersicht dem Verkehrsfluss dienlich sein, birgt aber ein außerordentlich hohes Unfallrisiko für Fußgänger und Radfahrer. Auch der Unfall am Bismarckplatz hatte sich in einer solchen Fahrspur ereignet.

Seit vielen Jahren fordert der ADFC einen Rückbau dieser freigeführten Rechtsab­biegespuren, leider bislang von der Stadt ungehört. Stattdessen werden sie immer noch neu eingerichtet, so zum Beispiel am Berthold-Beitz-Boulevard oder an der kürzlich umgebauten Kreuzung Frohnhauser Straße / Hans-Böckler-Straße. Die Rad­fahraktivisten fragen sich, warum ein ungestörter Verkehrsfluss beim Autoverkehr in Essen nach wie vor höher bewertet wird als die Sicherheit für die schwächeren Ver­kehrsteilnehmer. Der ADFC jedenfalls hofft, dass derartige Unfälle wie in der Stadt­mitte oder jetzt in Bochold dazu führen, dass die bislang geübte Praxis aufgegeben und zukünftig solche freigeführten Rechtsabbiegespuren nicht mehr weiter eingerich­tet werden. Ein drittes GhostBike in Essen muss nicht sein.

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