Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Essen e. V.

Die „gelben Engel“ der Radwege

Mit dem ~1200 km langen Radwegenetz hat sich die MetropoleRuhr zu einem beliebten Ziel für Radler und Radtouristen entwickelt. Damit die Qualität auf den viel genutzten Hauptrouten gehalten werden kann, engagieren sich ehrenamtliche Radwegegpat*innen

Auf der Erzbahntrasse im Einsatz © Ludger Vortmann

Mirko Sehnke kommt mit seinem Lastenrad weit rum. Der 44-Jährige engagiert sich nicht nur ehrenamtlich als Vorsitzender des ADFC Essen, sondern auch als Radwegpate für den Regionalverband Ruhr. Sein Gebiet reicht von der Erzbahntrasse in Bochum bis nach „Afrika“. Gemeint ist das Löwengehege der Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen, das gleich hinter dem Zaun am Radweg beginnt. Löwengebrüll schallt herüber als Sehnke sein Rad vor der stählernen Info-Steele abstellt, die von Vandalen mit Farbe beschmiert wurde. Radwegpate Sehnke diktiert den Schaden in sein Smartphone: „Knotenpunkt 44. Ein Sprayer hat den oberen Teil der Steele mit großflächigen Schmierereien verunstaltet. Die Karte ist aber nicht beeinträchtigt.“ Mirko setzt eine Markierung in seinem Navigationsgerät und dokumentiert den Fall mit einem Foto.

Radfahrende schätzen den Service

Ich mag an diesem Ehrenamt, dass man leicht mit Radfahrern ins Gespräch kommt. Manche fragen nach dem Weg oder wollen wissen, was ich hier mache

erzählt der Radwegpate. Diesmal wird er von Christian Matena aus Marl angesprochen. Der Radfahrer pausiert mit seinem Treckingrad an der futuristisch anmutenden Radfahrer- und Fußgängerbrücke Grimberger Sichel, die wie eine Mondsichel den Rhein-Herne-Kanal überspannt. „Klasse, dass Sie sich um die Radwege kümmern“, sagt der Mittvierziger, der das Radfahren durch die Corona-Pandemie für sich wiederentdeckt hat. „Dabei hilft mir das Knotenpunktsystem mit den roten Zahlen bei der Orientierung. Was nervt, sind umgestoßene Schilder oder manchmal verkratzte oder übermalte Karten.“ Mirko Sehnke nimmt das Feedback auf und verabschiedet sich. Er muss weiter. Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, will er seine Strecke bis zur Dämmerung geschafft haben. Immerhin eine rund 20 Kilometer lange Tour, bei der er die Augen aufhalten muss. „Mein Prüfbereich startet am Knotenpunkt 42 in Herten, wo die Allee des Wandels beginnt, führt an der Halde Hoheward vorbei, durch den Emscherbruch und endet auf der Erzbahntrasse beim Knotenpunkt 47 in Bochum-Hordel.“ Die mehrere hundert Kilometer langen Hauptrouten des Radrevier.Ruhr fahren er und seine 20 ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen dreimal im Jahr ab. Denn Herbst, Frühjahr und Sommer überraschen immer mit neuem Pfl anzenwachstum oder vom Regen ausgewaschenen Wegen. Für den Einsatz und die Nachbereitung bekommen die Radwegpatinnen und -paten eine kleine Aufwandsentschädigung. „Nach den Prüffahrten werten wir alles aus und schreiben einen Bericht. Den schicke ich an den RVR, der die Mängel teils in Eigenregie erledigt oder an die Städte weitergibt. Diese sind für die Radwege in ihrem Stadtgebiet zuständig und schicken dann eigene Teams los.“

Schlaglöcher, dornige Äste und Vandalismus

Mirko Sehnke ist ein erfahrener Pate, der im Notfall mit der eigenen Rosenschere einen dornigen Zweig stutzt, wenn er in die Fahrbahn ragt und Radfahrende akut gefährdet. Während sein E-Lastenrad über die breite und asphaltierte Strecke surrt, fl attert die gelbe Warnweste im Fahrtwind. „Radwegkontrolle – Radrevier.Ruhr“ steht darauf. Unterwegs notiert er sich noch ein paar Schlaglöcher, außerdem fällt ihm eine geänderte Wegführung auf. Hier müssen die Wegweiser um ein paar Meter versetzt werden, weil man sich sonst verfahren könnte. Sein Weg führt von Gelsenkirchen weiter Richtung Landschaftspark Emscherbruch, einem großfl ächigen Waldgebiet, dessen Bäume gerade die letzten bunten Herbstblätter abschütteln. Der gut ausgebaute Radweg endet an einem Bauzaun. „Hier muss ich die Umleitung checken“, sagt Mirko Sehnke. „Spaßvögel stellen manchmal die Schilder um oder schieben die Bauzäune zur Seite.“ Aber heute sind die Schilder nicht verdreht. Er freut sich, weil gerade mehrere Familien mit Kindern vorbeiradeln und die Umleitung Richtung Emscher-Radweg verstanden haben. „Darum machen wir das. Weil es wichtig ist, dass diese vielbefahrene Trasse im Radrevier.Ruhr gut befahrbar ist. Deshalb muss einfach alles regelmäßig überprüft und überholt werden. Und wie man sieht, klapp das gut.“

Ludger Vortmann


(erstmals erschienen in "Metropole Ruhr" Ausgabe 04/20)

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Regionalverband Ruhr (RVR), Ruhr Tourismus GmbH (RTG) und Verlag Markt 1

https://essen.adfc.de/neuigkeit/die-gelben-engel-der-radwege

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