Ist der RadEntscheid in der Spur? Umsetzung der Ziele im Fokus

Erste Infoveranstaltung zum Thema RadEntscheid und zur Mobilität in Essen

Infoveranstaltung zum RadEntscheid © Elke Brochhagen, Stadt Essen

Die Infoveranstaltung "Wie viel Fahrradstadt steckt eigentlich schon in Essen?" am Donnerstag (02.06.) hatte ganz konkret die Umsetzung der Ziele des RadEntscheids Essen im Fokus.

Rund 120 interessierte Bürger*innen waren der Einladung ins Atlantik Congress Hotel an der Messe Essen gefolgt und nutzten die Gelegenheit, ihre Sicht auf die aktuelle Situation zur Umsetzung der Ziele mit den Verantwortlichen engagiert zu diskutieren. "Mir ist wichtig, diesen Dialog gemeinsam zu führen", betonte Oberbürgermeister Thomas Kufen zum Auftakt. „Bringen Sie Ihre Expertise, Ihr Fachwissen, Ihre Motivation mit ein – wir sind eine lernende Verwaltung“, ermunterte Oberbürgermeister Kufen die Anwesenden. Der informative und kritische Blick auf eine Fahrradstadt Essen war die erste Dialogveranstaltung im Rahmen des Essener RadEntscheids – gestartet als Bürgerbegehren 2019 und 2020 als Ratsbeschluss mit allen aufgestellten Zielen übernommen und verabschiedet - und somit Auftrag für die Verwaltung.

Unter der Moderation von Ralph Erdenberger (WDR5) diskutierten Rainer Wienke, Fachbereichsleiter Amt für Straßen und Verkehr, Richard Heiker Projektsteuerer RadEntscheid der Stadt Essen sowie Ulrike Bartsch und Hilmar von dem Bussche, beide von der Initiative RadEntscheid Essen, offen und kritisch über den Stand der Umsetzung von Maßnahmen.

Essen hat ehrgeizige Ziele: Bis 2030 stehen 220 Millionen Euro zur Verfügung, die nach und nach in die Radinfrastruktur investiert werden können. Dabei wird die Geschwindigkeit der Umsetzung mit der Zeit zunehmen. Nicht zuletzt deshalb, weil nach und nach insgesamt 28 Planerstellen besetzt werden müssen, um die Aufgaben zu erfüllen. "Die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch Richard Heiker als Projektsteuerer, haben ihre Arbeit bereits aufgenommen", berichtet Rainer Wienke. „Die Strecken, die nun als erstes angepackt werden sind definiert“, erläutert Heiker und benennt für 2022 neben weiteren kleineren Maßnahmen vor allem die Aktivitäten für die Wickenburgstraße (Radfahrstreifen) Wickenburgstraße/Adelkampstraße (Kreuzungsumbau) und den Promenadenweg, Ringstraße – Bachstraße (Fahrradstraße).

Diese Maßnahmen sind alle auch Teil der Gesamtstrategie der Mobilitätswende mit dem Ziel "4 x 25 %" für Autoverkehr, Radverkehr, ÖPNV und Fußgänger.

Offen diskutiert wurde auch über die unterschiedlichen Ansprüche und Möglichkeiten. Zu erreichen seien die Ziele, so Ulrike Bartsch und Hilmar von dem Busche vom RadEntscheid Essen, u.a. über eine Halbierung bis gänzliche "Verbannung" der Autos aus Wohngebieten und mit sicheren und getrennten Wegen für den Radverkehr. "Was das Ziel der Autonutzung angeht, sind wir uns einig, aber die Frage, wo wir die Autos lassen, muss weiter diskutiert werden", führte Rainer Wienke an. Es sei nicht realistisch, dass Haushalte kein Auto mehr haben. Um die Mobilitätswende zu schaffen, brauche es Veränderung in den Köpfen der Menschen.

Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, zeigen die Wortmeldungen aus dem Publikum zum Thema unsichere und zugeparkte Radwege. Selbst Zebrastreifen würden zugestellt, oft entstünden dadurch gefährliche Situationen für Radfahrende. Die Forderung nach deutlich stärkerer Überwachung des ruhenden Verkehrs findet lebhafte Zustimmung und Beifall. "Wir haben ein Mentalitätsproblem, was den Parkraum angeht", wird eingeworfen. Weitere Beispiele wie die Räumung von Radwegen von Schnee und nassem Laub oder nicht deutlich erkennbare Markierungen belegten, dass viele den Zustand der Radwege auch als Gefahrenquelle wahrnehmen.

Autoverkehr seit 70 Jahren bevorzugt

Dipl.-Ing. Detlev Gündel, Experte für Radwegebau, aus Hannover und Impulsreferent für das Thema Radwegebau und Sicherheit im Rahmen der Veranstaltung gibt dabei zu bedenken, dass der Weg hin zur fahrradfreundlichen Stadt Zeit braucht, schließlich sei seit 70 Jahren der Autoverkehr bevorzugt worden. Er gibt auch zu bedenken, dass "das Radverkehrsnetz nicht nur aus Radwegen besteht". Gündel bewertete positiv, dass in Essen bereits sehr konkrete Planungszahlen vorliegen – das sei nicht bei vielen Städten der Fall. Seine Empfehlung: Über Einzelthemen weiter diskutieren und unbedingt die Umsetzung der sieben Ziele des RadEntscheids bis 2030 gemeinsam und im Dialog im Blick zu behalten.

Die Verwaltung und die Vertreter*innen des RadEntscheid wollen den Austausch zum RadEntscheid mit allen Bürger*innen weiterführen. Das Dialogformat soll im kommenden Jahr fortgeführt werden, bei Bedarf wird es kleinere Begleitformate geben.


https://essen.adfc.de/neuigkeit/ist-der-radentscheid-in-der-spur-umsetzung-der-ziele-im-fokus

Häufige Fragen von Alltagsfahrern

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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