Es sollte dieser schöne Samstag im September werden. Meine erste Radtour über 188km mit dem Gravel. Bestens gelaunt legten mein Rad und ich einen soliden Start hin, um die holländische Grenze zu erreichen. Die Laune stieg als ich mit dem Zollvereinweg die erste Trasse erreichte. Die Muskeln wurden warm, die Geschwindigkeit stieg. Genau so sollte es auf dem Nordsternweg weiter gehen, doch es kam ganz anders als erwartet. 

Nicht weit entfernt vom Rhein-Herne-Kanal stand ein Mann neben einem umgefallenen Fahrrad und deutete mir anzuhalten. Auf den ersten Blick erwartete ich ein schwer beladenes Fahrrad, welches er gerne mit meiner Hilfe wieder aufrichten wollte. 
Leider stellte sich heraus, dass hier ein Mann auf seinem eigenen Fahrrad lag.

„Können Sie reanimieren?“ riss mich kurz in ein Loch des Begreifens. 

Während ich mein Fahrrad noch langsam zur Seite stellte, kam alles was ich aus meinem Erste Hilfe Kurs im Mai gelernt habe so langsam wieder an die Oberfläche.
Handschuhe, Hut und Rucksack flogen in Richtung meines Rads. Ich machte mir ein schnelles Bild von der Situation, welche ich Ihnen in ihren grausamen Details ersparen werde. 
Nicht ansprechbar, kein Puls, keine Atmung. Meldung an den Rettungsdienst war abgesetzt, also galt es jetzt mit lebensrettenden Maßnahmen zu beginnen. Es ist überraschend welche Kraft ein Mensch entwickeln kann, eine Person von ungefähr einhundert Kilo vom Rad zu heben.

Mit dem Unfalloper in der Rückenlage begann die Reanimation. Diese ist durchzuführen, bis Rettungskräfte eintrafen. Und das tat ich ohne nur eine Idee zu haben, wie lange das wohl gewesen war. 
Als die Rettungskräfte eintrafen, begann die schwerste Zeit. Der Melder und ich mussten zwanzig Minuten mit ansehen, wie das Unfallopfer reanimiert wurde. Schließlich wurde der Tot festgestellt. 

In diesem Zeitraum fiel mir auf, wie berührt und getroffen der Melder war. Seine Worte und sein Blick sprachen Bände. Er konnte nichts tun, er wusste nicht zu reanimieren. Er stellte sich die Frage, ob er etwas hätte tun können. Fragen die sich niemand stellen möchte und einen Menschen möglicherweise lange begleiten. 

Erste Hilfe kann nicht nur Leben retten, Sie schützen sich auch selbst. Vor der ewigen Ungewissheit, ob Sie mehr hätten tun können. Ob Sie einen Menschen hätten retten können. 

Meine Empfehlung nach diesem belastenden Ereignis an Sie lautet:

Frischen Sie Ihre Kenntnisse auf. Seien Sie vorbereitet. Auch um Ihrer selbst willen. 

Kurse in Ihrer Nähe bieten die Malteser, das DRK, die Johanniter, die DLRG und viele mehr. 

In der Hoffnung, dass Sie solche Situationen nie erleben müssen 
Benjamin Voigt